Dieter Jaufmann

Mythos Arbeit in Japan:
westliche Wahrnehmungen - japanische Realitäten


Zusammenfassung:

Auch wenn das ‚Modell Japan‘ inzwischen Risse bekommen hat, so wird der japanische Arbeitnehmer und die japanische Arbeitswelt im Westen zumeist immer noch in einem ‚verklärten Licht‘ gesehen. Das Paper geht der Frage nach, wie es um den Realitätsgehalt dieser Wahrnehmung bestellt ist. Auf der Basis einer vergleichenden Analyse vieler Umfragedaten und bis in die Nachkriegszeit zurückreichender Zeitreihen, läßt sich feststellen, daß japanische Arbeitnehmer keinesfalls nur für und in der ‚Welt der Arbeit‘ leben. Anderen Lebensbereichen und -zielen wird eine hohe Wertigkeit zugemessen, und gerade die Bedeutsamkeit von Familie ist in den vergangenen 20-30 Jahren erheblich gewachsen. In zunehmendem Maße wurde und wird versucht, eine Balance zwischen den verschiedenen Lebensbereichen herzustellen. Dies gilt in noch stärkerem Ausmaß für die jüngeren Generationen. Anhand von verschiedenen zentralen Indikatoren wird in diesem Beitrag aufgezeigt, daß die japanischen Realitäten mit den Wahrnehmungen, Einschätzungen und Bewertungen in den westlichen Industrienationen und speziell in Deutschland nicht übereinstimmen. Der im Zuge der ‚asiatischen Krise‘ nun mitunter vorfindbare Abgesang auf das japanische Modell erscheint allerdings überzogen, denn Japan und die japanischen Arbeitnehmer haben auf diese Veränderungen und neuen Herausforderungen bereits reagiert, worauf abschließend eingegangen wird.

Abstract:

In Western societies the ‚Japanese model‘ is regarded as the more successful one. Especially the Japanese worker is seen as a very special and extraordinary type being provided with work ethics to be found not or only seldom at his Western counterparts: Working long, hard, efficiently and highly productive. But is it realy true that work and the ‚own‘ firm is central in the life of the Japanese worker? On the basis of a broad set of data gathered from opinion polls and long lasting time-series beginning in the years after the Second World War we will try to answer these questions. By our comperative empirical analysis we found out that work was and is at any time not the central goal of life or dominant living-sphere. ‚Family‘ for example has become more and more important for the Japanese during the last 20 to 30 years. One can find a growing tendency in Japan to try to find a balance between all areas of life. This seems to be true especially for the younger generation. The reality in the area of work and the attitudes towards work in Japan are different from the common Western perception and evaluation, as it is demonstrated in this paper. Meanwhile the ‘Asian crisis’ has reached Japan. But I don’t think it would therefore be correct to sort out the ‚Japanese model‘, because Japan and the Japanese workers still have reacted to these changes and challenges.

Paper:

Paper available as postcript file. Beitrag Nr. 174, Volkswirtschaftliche Diskussionsreihe, Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Augsburg.

Contact:

Dr. Dieter Jaufmann, wiwi-Fakultät, Universität Augsburg, D-86135 Augsburg, phone +49-821-598-4208, fax +49-821-598-4232, e-mail Dieter Jaufmann


v. K., 9.2.1998