Daniela Ludin und Fritz Rahmeyer

Die Abfallwirtschaft als Teilbereich der kommunalen Umweltpolitik

Eine Untersuchung am Beispiel der kreisfreien Stadt Augsburg, des Landkreises Augsburg und des Landkreises Aichach-Friedberg


Zusammenfassung:

In der Bundesrepublik Deutschland haben sich die Anforderungen innerhalb der Abfallwirtschaft in den letzten Jahren drastisch verändert. Kostensteigerungen in der Abfallentsorgung und damit verbundene Gebührenerhöhungen haben in der Öffentlichkeit zu kontroversen Diskussionen geführt. Der Grund für diesen Kostenanstieg liegt in den veränderten abfallwirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Zum einen haben immissionsschutzrechtliche Vorschriften, das neue Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz und die Technischen Anleitungen dazu geführt, daß sich die Standards (Emissionsgrenzwerte, Oberflächenabdichtung, Sickerwasserbehandlung) an die umwelttechnische Sicherheit von Deponien und Abfallverbrennungsanlagen regelmäßig erhöht haben und weiter erhöhen werden. Zum anderen wird das Leistungsangebot der Kommunen immer umfangreicher. Die differenzierte Abfallsammlung führt zu höheren Kosten bei der Abfalllogistik: Im Rahmen der Abfallentsorgung geht es nicht mehr nur um die Restmüllabfuhr, sondern es wird eine breite Palette an Dienstleistungen angeboten. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage der Finanzierung und Verteilung solcher Belastungen. Die Verwendung pauschalisierender Wahrscheinlichkeitsmaßstäbe wie beispielsweise des Haushalts- oder des Personenmaßstabes, die sich ausschließlich am Restmüll orientieren, werden unter Berücksichtigung steigender Gebühren von der Bevölkerung als ungerecht empfunden. Zudem wird die fehlende Lenkungswirkung kritisiert. Durch eine "Ökologisierung der kommunalen Gebühren", d.h. der Einbeziehung von gesamtwirtschaftlichen Kosten der Umweltbelastung bei der Ausgestaltung und Bemessung der Gebühren, soll das ökologisch Notwendige durch ökonomische Anreize erreicht werden. Neue, verursachungsgerechte und für die Bürger verständliche Gebührenmodelle, die Anreize zur Abfallvermeidung und -verwertung geben, sollen Anwendung finden. Eine alleinige Finanzierung der gesamten Entsorgungseinrichtung über die Restmüllgebühr wird der veränderten Abfallstruktur in Zukunft nicht mehr gerecht werden.
Das Ziel dieses Forschungsvorhabens besteht vor diesem Hintergrund darin, zusammen mit  den Kooperationspartnern  der näher  untersuchten Gebietskörperschaften, Ursachen für unterschiedlich hohe Gebühren und Kosten-deckungsgrade innerhalb der kommunalen Umweltpolitik, hier speziell in der Abfallwirtschaft, und die damit verbundenen ungleichen finanziellen Belastungen für die Bürger transparent zu machen.  Im folgenden  werden  zunächst die Be-sonderheiten der kommunalen Umweltpolitik im Föderalstaat herausgearbeitet, dabei wird speziell auf die Situation im Freistaat Bayern und auf den Stellenwert der bayerischen Gemeinden, der bayerischen Landkreise und der bayerischen kreisfreien Städte (die kommunale Ebene) eingegangen. Ausgehend von den theoretischen Grundlagen der Abfallwirtschaft, also dem rechtlichen Hintergrund, den Zielen, den Trägern, dem institutionellen und organisatorischen Rahmen sowie den Abfallgebühren, war es möglich, drei exemplarische Fallstudien durchzuführen. Diese beziehen sich auf die kreisfreie Stadt Augsburg, den Landkreis Augsburg und den Landkreis Aichach-Friedberg. Dafür wurden leitfadengestützte Experteninterviews und recherchierte Sekundärdaten ausgewertet und abschließend die drei Gebietskörperschaften miteinander verglichen.

Abstract:

The key topic of this paper is to explain the above average increase of local waste charges in Germany, in addition the special importance of local within national environmental policies. The jump of waste charges, especially since 1990, has originated in the changed institutional setting of waste management, for its part a result of increasing waste material. It includes an expansion of waste management services (for instance, waste treatment, waste disposal), higher technical demands referring to waste disposal (waste incineration, waste disposal sites) and excess capacity of municipal incinerators resulting from a higher percentage of waste recycling. In addition to financing disposal and treatment, waste charges shall also give financial incentives to waste avoidance considering the social costs of waste management (for instance, pollutants of waste incineration) ("ecological waste charges"). The authors recommend to apply new approaches to collect charges, that give rise to waste avoidance and recycling. On this economic and legal basis three comparing case studies concerning waste management and waste charges are carried out (city and district of Augsburg and district of Aichach-Friedberg).

JEL: H11, H54, Q28

Paper:

Paper available as pdf-file. Beitrag Nr. 186, Volkswirtschaftliche Diskussionsreihe, Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Augsburg

Contact:

Dipl. oec. Daniela Ludin, Wiwi-Fakultät, Universität Augsburg, D-86135 Augsburg, Phone +49-821598-4076, Fax +49-821-598-4232, E-Mail: Daniela Ludin

Prof. Dr. Fritz Rahmeyer, Wiwi-Fakultät, Universität Augsburg, D-86135 Augsburg, Phone +49-821598-4203, Fax +49-821-598-4232, E-Mail: Fritz Rahmeyer


v. K., 17.8.1999