Fritz Rahmeyer
Europäische Klimapolitik mit handelbaren Emissionslizenzen
Zusammenfassung:
Die
Verringerung der Treibhausgasemissionen mit dem
Ziel der Vermeidung des Klimawandels erfolgt im institutionellen Rahmen
einer
(unvollständigen) internationalen Kooperation der Regierungen
entsprechend der
Verpflichtung aus dem Kyoto-Protokoll mittels individueller nationaler
Minderungen. Neben Ergebnis orientierten Emissionsnormen nach dem
bestehenden
Ordnungsrecht kommen als ökonomische Instrumente international
harmonisierte
inländische Umweltsteuern (Preissteuerung) und handelbare
Emissionslizenzen (Mengensteuerung)
in Betracht. Die Einführung einer CO2-/Energiesteuer in
der
Europäischen Union ist aufgrund damit ansonsten verbundener
nationaler
Souveränitätsverluste und von Unterschieden in den Steuer-
und Energiesystemen
gescheitert. Handelbare Emissionslizenzen, deren Einbeziehung als
flexibles Instrument
in das Kyoto-Protokoll insbesondere die USA gefordert haben, sind vor
allem für
die effiziente und effektive Reduzierung von Globalschadstoffen
geeignet. Die Europäische
Union hat in einer Richtlinie deren Implementierung für eine
Vorbereitungsphase
bereits ab 2005 beschlossen, um ihre eingegangenen
Reduktionsverpflichtungen
für die Periode 2008-2012 zu erfüllen. Nationale
Vermeidungsmaßnahmen können
auch aus einer abgestimmten Kombination von Ausgabe und Handel von
Lizenzen,
Umweltsteuern und Anlagengenehmigungsrecht bestehen. Die
Einführung des
Lizenzhandelssystems ist gegenwärtig nicht mit dem bestehenden
deutschen und
europäischen Ordnungsrecht vereinbar, das für die Errichtung
und den Betrieb
von genehmigungsbedürftigen Anlagen als Schutz und Vorsorge gegen
schädliche
Umwelteinwirkungen Maßnahmen nach dem Stand der Technik in Form
der Einhaltung
von Emissionsgrenzwerten verlangt. Die EU-Kommission und der nationale
Gesetzgeber sehen zur Lösung dieses Konfliktes vor, die Betreiber
genehmigungsbedürftiger Anlagen von der Vorsorgepflicht zu
befreien. Auch eine
Kombination von Emissionshandel und CO2- bzw. Energiesteuern
in
unterschiedlichen Sektoren der Volkswirtschaft ist zulässig.
Abstract:
With the
adoption of the „Directive 2003/87/EU of the European
Parliament and the Council …“ greenhouse gas emission allowance trading
within
the community will begin in 2005. Emission trading is a flexible
instrument to
abate emissions within the framework of the Kyoto-Protocol that
provides
besides the first binding agreement concerning emission abatement above
all an
institutional lead-in to a preventive protection against anthropogenic
climate
change. At present command-and-control regulations and national
emission or
energy taxes are predominant within environmental policy. The former
are economically
inefficient, concerning the latter a harmonization of pre-existent
environmental
taxes between Annex B-countries is not to be expected. So at least for
a
transitional period different instruments will overlap, whereby
especially the
German air pollution law (Bundes-Immissionsschutzgesetz) and emission
trading
are incompatible. The EU-Directive releases approved industrial
installations,
that take part in emission allowance trading, from fulfilling their
duty to
keep marginal emission values. It is the purpose of this paper to
present and
elucidate the future sectoral system of emission allowance trading
according to
the EU-Directive. The question of its compatibility and interaction
with the
existing environmental law is in the fore. Emission trading systems
have to
adapt to command-and-control regulations and existing market based
instruments,
even if the instrumental mix will go along with a loss in efficiency
compared
to a pure trading system.
JEL: Q25, Q28, H23
Paper:
Paper available as pdf-file.
Beitrag Nr. 257, Volkswirtschaftliche Diskussionsreihe, Institut
für
Volkswirtschaftslehre der Universität Augsburg
Contact:
Fritz Rahmeyer,
University of Augsburg, Department of Economics, D-86135
Augsburg,
Germany, phone +49-821-598-4203, fax +49-821-598-4230,
email: fritz.rahmeyer@wiwi.uni-augsburg.de
v.
K., 14.01.2004